Triennale IIIKärnten 2023

Grenzüberschreitendes interdisziplinäres Kunstprojekt

Karl Vejnik

*1961 in Kärnten (A)
Lebt uns arbeitet mit in Ebriach (A)

Seichte Tiefe

„Seichte Tiefe“. Im ersten Augenblick sagt dieser Begriff nicht viel aus, bei genauem Hinhören öffnet sich die Sinnhaftigkeit des Begriffs. Was auffällig erscheint, ist, dass der Großteil der Menschen zwar zu- hört, aber nicht genau hin –hört. Die Tiefe ist nur ein Konstrukt im Kopf. Das Seichte ist fruchtbarer Boden, eine dünne Schicht.

Zwar wird in der Medizin der Begriff „ Schock“ als ein lebensbedrohlicher Zustand mit einem Kreislaufversagen bezeichnet, jedoch sollte in erster Linie der psychologische Aspekt in den Vordergrund gestellt werden. Man kann bedenkenlos die These in den Raum stellen, dass der „Schock“ mit der Furcht und mit der Panik einhergeht.
Zweifelsohne kann hier die Psychoanalyse durchaus tiefe und ernüchternde Einblicke liefern. Friedrich Nietzsche hat den „ Genius“, also den inneren Schutzgeist eindrucksvoll beschrieben: „ So lange der Genius in uns wohnt, sind wir beherzt, ja wie toll, und achten nicht des Lebens, der Gesundheit und der Ehre; wir durchfliegen den Tag freier als ein Adler (…). Aber auf einmal verlässt er uns, und ebenso plötzlich fällt tiefe Furchtsamkeit auf uns: wir verstehen uns selbst nicht mehr, wir leiden an allem Erlebten, an allem Nichterlebten (…) wie erbärmliche Kinderseelen, die sich vor einem Geraschel und einem Schatten fürchten.“ Auch Siegmund Freud beschrieb den Genius in einer ähnlichen Ausdrucksweise.

Werden unsere Sinnesorgane, die Ohren, die Augen und der Mund nicht tagtäglich mit schockierenden Ereignissen, Erlebnissen (…) konfrontiert- manipuliert! Geschehnisse dieser Art gibt es zahlreiche (…).Währenddessen werden vom Jahr 2020 an Corona, Ukrainekonflikt, Energie, Wirtschaft und Klimakrise, Körper und Geist, Leben und Tod in einer bizarren Art und Weise zur Schau gestellt, wie nie zuvor, als hätte es vorher nur einen paradiesischen Zustand gegeben. Gleichzeitig, um den Schein zu wahren, eine „ einzig“ wahre Identität zu offerieren, um keinen „ Machtverlust“ zu riskieren. Zugleich für den Ausschluss derer zu sorgen, die die traditionellen Dogmen nicht erfüllen wollen/ können bzw. gar in Frage stellen. Letztendlich, ein Angebot auf Hoffnung gibt es nicht, denn diese perfide hypermoralische Poesie hält weiter an und die immerwährenden Rächergestalten tauchen immer wieder aufs Neue auf (…).

Meine Interpretation zum vorgegebenen Leitthema bezieht sich auf das Gesellschaftliche, mit seinen Kulturformen und mit seinem einhergehenden Glaubensbekenntnis, das sich bei einer genaueren Betrachtung schockierend auf unsere Gesellschaft auswirkt. Was tagtäglich vor unseren Augen abläuft, wollen / können wir nicht einmal mehr wahrnehmen! Für Kafka gibt es nur zweierlei: Wahrheit und Lüge. „Wahrheit ist unteilbar, kann sich also selbst nicht erkennen: wer sie erkennen will, muss Lüge sein.“ Die Suche nach der Wahrheit wird zu einer Circe (Zauberin; Verführerin). Meine Kunstobjekte sollen bewusst- schockierend auf die Gesellschaft einwirken, um vielleicht über ihre Thematik einen Diskurs zu entfachen!

Artist Statement

Karl Vejnik geht alles Andere als den gedanklich bequemen Weg. „Ich anerkenne nicht, was mir in die Wiege gelegt wurde“, ist seine bedingungslose Haltung zur historisch aufgeladenen Selbstvergewaltigung im Sumpf des politischen und religiösen Lügenteathers.

Kunst muß bereit sein, in die tiefsten Abgründe zu blicken, stellvertretend für die „Vielen“ -freiwillig blinden, die in einer konstruierten Scheinwelt leben. Karl Vejnik sieht die Kunst vielmehr als ein Ventil- und Heilmittel gegen die Obsessionen und den Entzug der Droge „irrationale Wahrnehmung“.

Seine Intention ist es, die „Realitäten“ in Frage zu stellen, ob sie einem passen oder nicht.

Ein Teil seiner Werke sind von der Interpretation des „Ante Pante“ – dem Jahrhunderte alten Brauch des „Kirchlein-Tragens“ in Bad Eisenkappel, der als Folge einer Naturkatastrophe im Vellachtal entstanden ist – geprägt. In seinen strukturierten Werken kommt die Faszination der Situationsstimmung expressiv in den verschiedensten Kontrasten, Spiegelungen und Farbnuancen zum Tragen.

Er selbst nennt diesen Malstil „AntePantismus“