Sieglind Demus
*in Villach (A)Lebt und arbeitet in Villach (A)
Projekte
- LESUNG von KSV-Mitgliedern zum Projekt „Wortskulpturen“ & „view point“
- LESUNG von KSV-Mitgliedern zum Projekt „Apoplixia II“
Artist Statement
Lyrik zu „Wortskulpturen“
Geladen/ Sieglind Demus (Haiku)
gestern ist heute
durchgeladen das Gewehr
ist morgen bestimmt
Herbstsound
Schwere Stiefel
bespielen mit einer Melodie
aus der Zeit gefallene Blätter
glorophyllgrüne Vögel
vernarbt mit kahlen Bäumen
flattern einsam im Wind
gefallene Brüder und Schwestern warten
der Farbe entzogen
auf behutsames Schreiten
Worte auf hellem Grund
ätzen, zum Spottvers gediehen
den Mund
Warum Ritter, weckst Du mich
fragt der Drache
mit schlurfenden Stiefeln
zur Marschmelodie
Still ist die Nacht
Wir feiern die stille Nacht
mit lamettageschmückten Stacheldrahtzäunen
Lichter blinken in der Nacht
Gelb, rot und blau
Krieg imitieren w⁄ir mit Feuerwerken
schießen Raketen in einen Himmel,
der sie nicht haben will,
zurückspuckt in ausgehobene Gräben
wir feiern die stille Nacht
verstärken die Stacheldrahtzäune mit Elektrizität
damit Lichter blinken in der Nacht
gelb, rot und blau
Krieg spielen wir mit Laserkanonen
schießen Lichterbögen nach oben
anderswo sterben Menschen
durch unsere Waffen und Munition
wir feiern die stille Nacht
halten Produktionsstraßen nicht an
damit die Lichter blinken in dieser Nacht
gelb, rot und blau
getroffen, fallen Häuser zusammen
liegen Menschen unter dem Schutt
flüchten so Viele, dass wir sie Welle nennen,
in unsere Stacheldrahtzäune
damit die Nacht, die wir feiern, still ist,
halten wir Ohren und Augen zu
Lichter spiegeln sich irgendwo
gelb rot und blau
denn wir feiern
allein und still diese Nacht
Lyrik zur APOPLIXIA II
Kreidefelsen/ August 2023
Wir sind nicht mehr,
als aus Kreidefelsen
gefallene Feuersteine.
Tote Materie,
wenn nicht Pyrit
einen Funken weckt,
wenn trockenes Gras
die Flamme nicht nährt.
Grob behauen
von Meisel und Hammer
bröckelt die Hülle.
Ein letzter
heftiger Schlag,
wir brechen entzwei,
ohne je eine Liebste
einen Liebsten,
gewärmt.
Ausgedient haben wir,
wenn sich an unsere Brüste
kein Säugling mehr krallt,
Höfe, die Äcker bestellt sind.
Kauft euch frei
mit unserem Sterben,
stumpft ab
in wiederholter Gewalt.
Zertrümmert Schädel
in eurer Angst
vor euch selbst.
Um nicht die Anklage
in unseren Augen zu sehen,
zwingt uns,
uns zu verhüllen,
peitscht mit Ruten
auf Beine,
auf Rücken.
Tausendmal spucken wir
die Knebel in euer Gesicht.
Erstickt uns mit Pflastersteinen,
die ihr mit Lastern
auf unsere Körper kippt,
bedeckt eure Schande.
Bezwingt die Flammen
oder schlagt
die Funken erst gar nicht an
in eurer Furcht.
Reibt euer Geschlecht
an den Hintern der Esel,
es ist einerlei,
ihr seid so klug,
ein Jemand kann
euch erzählen,
ihr werdet starke Männer davon.
Und merkt nicht,
wie Felsen zu Kreide zerfallen,
ohne unseren Halt.